Furiose Musik zum Nacherleben

Peiner Nachrichten vom 11.05.2015, Rainer Sliepen

 

So herzlich der Pianist Hans-Dieter Meyer-Moortgat seine Gäste begrüßt und verabschiedet, so nach innen gewandt ist er beim Musizieren. Äußerste Konzentration auf das Werk, Spannung vom ersten bis zum letzten Ton kennzeichnen sein Konzert im „Kleinen Konzertsaal „ in der Peiner Spittastraße.

 

Zunächst Ludwig van Beethoven mit seiner Sonate cis-moll op. 27,2, der „Mondscheinsonate“: Der Kopfsatz gleicht einem genialen Vorstoß in emotionale Innenwelten. Doch Meyer-Moortgat liefert keine Poetisierung der Gefühle mit Schönklang. Bei ihm dominiert das Abgründige, Dunkle, spannungsvoll Aufgeladene. Durch die wunderbare Melodie des Eingangsatzes schimmert rätselhaft-raues Kolorit. Das ist nichts zum Konsumieren, das ist zum Mit- und Nacherleben.

 

So auch im Presto: Hochvirtuos kommt es daher, hingehetzt mit expressiver Kraft. Das Seitenthema scheint voller Resignation wie eine pianistische Selbstbefragung. Schließlich das stürmische Finale, schwankend zwischen Anpassung und Aufbegehren. Eine eigenwillige, packende Sicht auf das populäre Werk.

 

Von dieser Zerissenheit sind die folgenden Programmnummern frei: Die beiden Intermezzi op. 117 von Brahms scheinen von Meyer-Moortgat wie mit einem Hauch von Wehmut, von Abgeklärtheit überglänzt. Die Stücke wechseln von melodischer Schönheit zu sprudelnder Leichtigkeit, ohne die Sphäre der Nachdenklichkeit zu verlassen. Schließlich Franz Liszt mit den Petrarca-Sonetten. Besonders beeindruckt op. 104: Es zieht vorüber wie eine meditative Träumerei, losgelöst von Zeit und Raum, sanft und zärtlich, voller leidenschaftlicher Emphase.

 

Nach Charles-Marie Widor und dessen 5. Orgelsymphonie führt Meyer-Moortgat das Publikum mit der ganzen Farbigkeit seiner Orgel über tänzerische Rhythmen, intime schwebende Passagen bis zur mächtigen Toccata. Wie ein Perpetuum Mobile in den Oberstimmen treibt sich der Satz dynamisch nach vorne, gestützt von monumentalen Bässen und kontrastiert von luftig spielerischen Passagen. Ein grandioses Werk.

 

Langer Applaus, eine Zugabe.